VIRAS

Robotisch unterstütztes Einkaufen für Menschen mit Sehbehinderung

 

Projekttyp: Prototyp

Betroffene Behinderung: Sehbehinderung

Thematiken: Selbstbestimmtes Leben, Teilhabe an Kultur, Freizeit und Sport

Status: Abgeschlossen

Das Projekt VIRAS umfasst die Entwicklung einer innovativen und barrierefreien Einkaufshilfe für blinde und sehbehinderte Personen. VIRAS ist ein selbstfahrender Einkaufswagen, mit welchem die Betroffenen ihren Einkauf in einem Supermarkt eigenständig durchführen können.

Aktuell leben in der Schweiz etwa 377.000 sehbehinderte Menschen, von denen 50.000 vollständig blind sind. Insgesamt entspricht dies über 4% der Schweizer Bevölkerung. Diese demografische Gruppe steht aufgrund ihrer Sehbeeinträchtigung vor täglichen Herausforderungen, die verschiedene Lebensbereiche wie den Lebensmitteleinkauf beeinflussen. Die Unbeständigkeit bei der Platzierung von Produkten in Verbindung mit komplexen und häufig wechselnden Ladenlayouts stellt an die Betroffenen grosse Herausforderungen bei der Suche nach bestimmten Artikeln. Darüber hinaus erschwert der mangelhafte Zugang zu Produktinformationen das Erhalten wichtiger Details wie Inhaltsstoffe oder Preise. Die abnehmende Verfügbarkeit von Ladenpersonal verschärft diese Barrieren weiter. Als Folge davon sind die Unabhängigkeit und Autonomie der sehbeeinträchtigten Personen beim Einkaufen deutlich eingeschränkt. Das Ziel des Projekts ist deshalb die Entwicklung eines Prototyps als Einkaufshilfe zur Navigation im Supermarkt und zur Produktidentifizierung für blinde und sehbehinderte Personen. Dies soll den Betroffenen neue Perspektiven für mehr Eigenständigkeit und Flexibilität beim Lebensmitteleinkauf bieten.

Im Rahmen des Innovation Boosters konnte der angestrebte Prototyp fertiggestellt werden. Dieser ermöglicht nun mittels eines motorisierten Fahrgestells die Navigation zu den Produkten. Die Steuerung des Prototyps erfolgt derzeit über Tasten. Ein erstes Mapping der Umgebung wurde jedoch implementiert. Verschiedene Produkte werden von dem System erkannt und der Benutzer kann akustisch hingeleitet und gegebenenfalls korrigiert werden. Hierfür wird die Benutzerhand detektiert und die Entfernung zwischen Produkt und Hand ermittelt. Die Einkaufsliste kann zu Beginn des Einkaufs ebenfalls per Sprache über das Headset mitgeteilt werden.

Beruflich gesehen hat das Team durch die Arbeit an diesem Projekt die Fähigkeiten zur Entwicklung von barrierefreien Technologien erlernt. Dafür wurde das Wissen in den Bereichen Machine Learning, Computer Vision, SLAM und Marketing verbessert. Das Team hat gelernt, wie komplexe Probleme analysiert und gemeinsam innovative Lösungen entwickelt werden, welche einen realen Nutzen für eine spezifische Benutzergruppe hat.

In zwischenmenschlicher Hinsicht konnte durch die Zusammenarbeit mit den Betroffenen ein Verständnis für ihre Herausforderungen entwickelt werden. Das Team hat gelernt, wie wichtig es ist durch eigene Fachkenntnisse, den Lebensalltag von Mitmenschen mit Unterstützungsbedarf zu erleichtern und wie durch effektive Zusammenarbeit die gemeinsamen Ziele erreicht werden können.

Der Einkaufswagen wird auch für ältere und mobilitätseingeschränkte Personen zugänglich und die Hardware entsprechend angepasst. Hierfür besteht bereits eine Kooperation mit dem Institut für Altersforschung der OST.
Ein weiterer Prototyp wird zudem die 3D Kartierung des Supermarkts mit dem motorisierten Einkaufswagen fusionieren, sodass sich der Wagen vollständig autonom bewegen kann.
Auch wird aufgrund der grossen Menge von verschiedenen Produkten eine Automatisierung der Produkterkennung angestrebt. Hierfür wird mittels eines umfangreichen synthetischen Datensatzes ein entsprechendes Deep Learning Model trainiert.
Angestrebt wird weiterhin die Kooperation mit einem Detailhandelsunternehmen, um den Einkaufswagen in einer Supermarktumgebung zu testen und einzusetzen.

Bild des Prototyps des VIRAS-Einkaufswagens.

Kontakt

Ostschweizer Fachhochschule

Chantal Keller

chantal.keller@ost.ch 

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