Medienbus Digit:Alle
Ein mobiles Medienkompetenzzentrum für Menschen mit kognitiven Beeinträchigungen
Phase 2
Projekttyp: Prototyp
Betroffene Behinderungen: Autismus und tiefgreifende Entwicklungsstörungen, Geistige Behinderung
Thematiken: Digitale Zugänglichkeit, Selbstbestimmtes Leben, Bildung, Teilhabe an Kultur, Freizeit und Sport, Dienstleistungen und Kommunikation
Status: Abgeschlossen
Das inklusive Projektteam hat einen visuellen Prototyp für ein mobiles Medienkompetenzzentrum (Medienbus) entwickelt, das Menschen mit leichten kogn. Beeinträchtigung (MkB) in ihrer Mediennutzung unterstützt. Ziel des Angebots ist, MkB in ihrer Mediennutzung und Medienkompetenz zu stärken und durch die Anbindung an digitale Medien ihre soziale Teilhabe, Teilnahme und Selbstbestimmung zu fördern.
Digitale Medien erweiterte die Chancen für Teilhabe und Partizipation von MkB (Bosse et al. 2016; Luginbühl et al. 2019; Münch et al. 2022; Reber et al. 2016; Bonilla-del-Rio et al. 2022; Verdegem 2011). Häufig fehlen ihnen aber die Zugänge und eine sinnvolle Unterstützung. Gründe dafür sind vielfältig: kulturpessimistische Einstellungen, fehlende Kompetenzen bei Bezugspersonen, Ängste vor negativen Folgen usw. In der explorativen Studie wurde auf Basis der Erkenntnisse zur Mediennutzung der MkB in einem Co-Creation-Ansatz die Idee für ein Medienbus als mobiles Medienkompetenzzentrums entwickelt. Das Angebot soll MkB auf spielerische, niederschwellige Weise den Zugang zu digitalen Anwendungen ermöglichen und sie in der Mediennutzung stärken. In der Prototypen-Phase konkretisierte das inklusive Forschungsteam die Idee des Busses. Er soll in Form eines kommunikativen Prototyps (Leporello) für die Zielgruppe erlebbar sein. Mithilfe des Prototyps konnte das Angebot mit dem Praxispartner auf Bedürfnisse, Attraktivität und Verständlichkeit geprüft werden.
Als Ergebnisse der Prototypenphase wurden 5 Prozessschritte für den Betrieb definiert und als Customer Journey visualisiert.
Zentral ist, dass das Angebot individuell auf die Bedürfnisse der Institution zugeschnitten ist. Damit die Angebote nachhaltig wirken, wird ein inklusives Team von Coaches in der Institution gebildet. Die Mitglieder werden vorab geschult und bieten auch nach Abfahrt des Busses Unterstützung. 3 Themenschwerpunkte bestimmen das Angebot: 1) Sicherheit im digitalen Alltag, 2) Erstellen von kreativen Medieninhalten, 3) spielerisches Kennenlernen neuer Anwendungen und Geräte. Die Institution/die Selbstvertretenden wählen die Schwerpunkte. Das fördert die Selbstbestimmung und die digitale Kompetenz, was soziale Teilhabe und eigene Zugänge im Alltag ermöglicht.
Die noch folgende Machbarkeitsstudie (Geschäftsmodellentwicklung) soll die Grundlagen für die Umsetzung schaffen.
Das Projekt wurde in folgende Schritte unterteilt und war in allen Schritten inklusiv und partizipativ angelegt: Aufbereitung (Erkenntnisse aus der explorativen Studie, Recherche verwandter Projekte, Interviews), Co-Creation-Workshop zur Angebotskonkretisierung, Entwicklung des 1. Prototyps inkl. Workshop zum Testen des Protoyps, Entwicklung des 2. Prototyps, Testing des 2. Prototyps im inklusiven Forschungsteam.
Im transdisziplinären, inklusiven Team konnte das unterschiedliche Wissen (z. B. Fachexpertise, Workshop-Methodik, Netzwerk, Kommunikation) gewinnbringend eingebracht werden. Im Sinne einer methodischen Erkenntniserweiterung war insb. der Co-Creation-Workshop zur Konkretisierung des Angebots interessant. Es hat sich gezeigt, dass sich die Methodik mit Personas als inklusives Workshop-Format eignet, wobei die Prozesse leicht angepasst wurden (Komplexität, Zeit, Canvas). Zudem halfen Prototyp und Visualisierung, Angebot und Betriebsablauf allen verständlich zu machen.
Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie soll eine Geschäftsmodellidee für den Medienbus als mobiles Medienkompetenzzentrum entwickelt werden. Als Grundlage für die Entwicklung des Geschäftsmodells werden Interviews mit Betreiber:innen vergleichbarer Angebote geführt. Parallel dazu werden Gespräche mit potenziellen Kooperationspartnern und möglichen Betreiber:innen sowie Mitarbeitenden geführt. Zudem werden Anträge zur Förderung der Umsetzungsphase erarbeitet und eingereicht. Ziel ist es, das Projekt nach der Machbarkeitsstudie mit den erarbeiteten Grundlagen aus dem Innobooster-Projekt in eine Umsetzung zu überführen. Ein besonderes Augenmerk wird auch auf den späteren Betrieb gelegt.