Digit:Alle
Digitale Kompetenzen zur Förderung der Teilhabe von Menschen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen
Phase 1
Projekttyp: Explorative Forschung
Betroffene Behinderung: Autismus und tiefgreifende Entwicklungsstörungen, Geistige Behinderung
Thematiken: Bildung, Digital Accessibility, Kommunikation, Verantwortung, Autonomie
Status: Abgeschlossen
Das inklusive Projektteam hat die Mediennutzung von Menschen mit leichten kogn. Beeinträchtigungen (MkB) beleuchtet. Auf dieser Datenbasis wurden in einem Co-Creation-Workshop Ideen für Angebote gesammelt mit dem Ziel, MkB in der Nutzung digitaler Alltagsanwendungen zu stärken, dadurch ihre soziale Teilhabe, Teilnahme und ihre Selbstbestimmung zu fördern.
In der Lebenswelt von Menschen mit kognitive Behinderung (MkB) sind digitale Medien wichtig, da sie erweiterte Chancen für Teilhabe und Partizipation bieten. Die digitale Transformation verstärkt jedoch bestehende Exklusionstendenzen, wenn Zugänge und Nutzungsmöglichkeiten fehlen. Es mangelt an Wissen über die Nutzungsbedürfnisse und herausforderungen dieser Zielgruppe. Zudem sind medienpädagogische Angebote rar, basieren auf Printmaterial und werden kaum gemeinsam mit Betroffenen entwickelt. Das Projekt zielte darauf ab, die Chancengleichheit und Selbstbestimmung von MkB im Umgang mit digitalen Anwendungen zu stärken und so zur Umsetzung der UN-BRK beizutragen. Durch zielgruppengerechte Methoden in Leichter Sprache, mit Bildern und unterstützter Kommunikation wurden Erkenntnisse über Bedürfnisse, Herausforderungen, Gerätenutzung, -besitz sowie Zusammenhänge zwischen Mediennutzung und Teilhabe aus Sicht der MkB gewonnen. In einem inklusiven Workshop wurden Ideen für konkrete Angebote generiert. Die Ergebnisse zeigen, dass MkB ein grosses Interesse an Medien haben. Die Nutzung erfolgt aktiv und in verschiedenen Lebensbereichen wie Mobilität, Informationen, Bildung, Freizeit, Kommunikation, Gesundheit, Wohnen und Arbeiten. Häufig ist die Nutzung aber von Bezugspersonen abhängig. Es werden verschiedene Bedürfnisse befriedigt: kognitive, affektive, integrative und interaktive.
Allerdings sind die Befragten auch mit Herausforderungen wie Hasskommentaren, Fake-News, Phishing, Abo-Fallen, übermässigem Konsum, Komplexität, Sicherheitseinstellungen, eingeschränktem Medienzugang und wenig Begleitung bei Nutzungsfragen konfrontiert. Die genutzten Geräte sind vielfältig – von TV über Spielkonsolen zu Smartwatches. Einzig mit dem Thema KI hat sich keine der beteiligten Personen auseinandergesetzt.
Es sind viele Ideen für Angebote entwickelt worden. Priorisiert wurde die Idee eines Medienbusses als mobiles Medienkompetenzzentrum für Institutionen in der Deutschschweiz.
Der Projektablauf wurde in folgende Schritte unterteilt und war in allen Schritten inklusiv und partizipativ angelegt: Vorbereitungsworkshop, Datenerhebung, Datenauswertung, Entwicklung von Personas, Co-Creation-Workshop zur Ideenentwicklung, Reflexion und Priorisierung der Ideen. Im transdisziplinären, inklusiven Team konnte das unterschiedliche Wissen (z. B. Fachexpertise, Workshop-Moderation, Netzwerk, Kommunikation) gewinnbringend eingebracht werden. Die Zusammenarbeit war für alle bereichernd und inspirierend.
Dabei haben alle Beteiligten gelernt, die Sprache, Methoden und zeitliche Planung so anzupassen, dass die Projektprozesse durchgehend inklusiv sind. Im Sinne einer methodischen Erkenntniserweiterung war insbesondere der Co-Creation-Workshop zur Entwicklung von Ideen interessant. Es hat sich gezeigt, dass sich die Methodik mit Personas sowie mit Lego Serious Play als inklusives Workshop-Format eignet, wobei die Prozesse der Zielgruppe angepasst wurden (Komplexität, Zeit).
Das inklusive Team hat die Idee „Medienbus als mobiles Medienkompetenzzentrum“ priorisiert. Der Medienbus setzt an den erhobenen Bedürfnissen an und bietet handlungsorientierte Angebote für Bewohner:innen und Mitarbeitende (z. B. Medieninhalte gestalten, neue Medienentwicklungen wie KI ausprobieren). Zugleich dient er als mobile Anlaufstelle für Fragen zu Medienanwendungen (Chancen/Gefahren), für Institutionen in der Deutschschweiz. In der nächsten Phase wird ein konzeptioneller Prototyp erstellt, wobei die ermittelten Bedürfnisse als Rahmenbedingungen dienen. Das Konzept wird in Co-Creation erarbeitet und von MkB getestet. Dieser Nutzer:innenzentrierte Ansatz soll die Akzeptanz sicherstellen. Dabei spielen auch die Mitarbeitenden eine wichtige Rolle.